28.08.2013
Anreise
Das Abendteuer ruft,
heute Morgen um 10:15 starteten wir KKS-Freiwillige vom KKID mit dem
Bus in Richtung Coimbatore Stadt. Mit uns stieg auch gleich eine
Ziege in den Bus und mit gefühlten 120 Stundenkilometern begann
unsere rasante Fahrt über schlecht befestigte Straßen. Nach 1,5
Stunden Fahrt sind wir angekommen und kaum ausgestiegen, wurde der
erste Chai-Stop angeordnet.
Dieser schwarze Tee mit
viel Zucker, Milch und einigen Gewürzen ist überall zu bekommen und
diese Gelegenheit nutzen wir oft und gerne.
Dazu wurden einige
kleine Gebäckstücke gereicht, von süß bis scharf war alles dabei.
Let’s go shopping!
Unser Weg führte uns
in ein großes Textilgeschäft, indem es auf 4 Ebenen alles zu kaufen
gab. Von der Jogginghose bis zum 6 Meter langen Sari konnte hier
jeder seinen Wünschen freien Lauf lassen. Für uns Jungs gab es
allerdings erstmal eine Enttäuschung. Wir konnten nur ein formelles
langärmeliges Hemd und eine Stoffhose bekommen. „Leichte, weite
Hosen trägt man als Mann hier nicht“, so die Antwort auf Robins
und Leons verzweifelte Nachfrage, ob wir nicht etwas anderes als eine
Anzughose oder Jeans finden könnten.
Für unsere Mädels gab
es viele bunte Sets zu kaufen, wobei wir auch hier mitbekommen haben,
dass viele Klamotten für das deutsche Modeverständnis auf den
ersten Blick „anders“ erscheinen.
Schlussendlich wurde
jeder fündig und wir wurden zum Schneider geschickt, damit die neuen
Sachen optimal an unsere Körpergröße und Maße angepasst werden
konnten.
Lunchtime
Das Mittagessen wurde
uns diesmal in einem Restaurant serviert, man aß von Palmenblättern
und bekam ein Varieté an verschiedenen Speisen. Besonders
erwähnenswert an dieser Stelle ist der sog. „Nachtisch“. Eine in
ein Blatt eingewickelte Süßspeise, die bei unseren Geschmacksnerven
schnell die Assoziation „Seife“ oder „Räucherstäbchen“
bekam. Nichtsdestotrotz haben die Meisten von uns das indische
Dessert probiert.
Ein erster Einblick in 8 Monate
Ein ganz besonderer
Programmpunkt für heute war der, für uns überraschende, Besuch
eines örtlichen Kinderheims. Malathi, unsere Mentorin, hatte für
diesen Nachmittag geplant uns einen ersten Eindruck zu vermitteln,
wie die Arbeit mit Kindern so seien kann.
Für ca. 2 Stunden
spielten wir nun mit den Kindern und sangen einige Lieder.
Schlussendlich hatten wir für alle einen kleinen Snack mitgebracht,
der dann zum Abschied gegessen wurde. So wurde aus diesem Nachmittag
ein anstrengender, aber interessanter Tag.
„Anfangs fand ich den
Besuch im Kinderheim etwas schwierig, insbesondere da 20 Besucher mit
Kamera und Bus angefahren kamen, um dieses Kinderheim zu sehen.
Allerdings war es letztendlich sehr interessant, die Kinder in diesem
Kontext zu erleben. Insbesondere mit dem Bewusstsein, dass ich für
die nächsten 8 Monate nahezu jeden Tag so einen „Job“ machen
werde. Bislang scheint es immer noch so weit weg, allerdings ist
Freitag bereits der Abreisetag im KKID. Wir verlassen also unsere
Oase und stürzen uns mitten ins Leben. Das Kinderheim hat mir
allerdings auch sehr gut vor Augen geführt, wie interessiert die
Kinder an neuen Menschen und an Aufmerksamkeit sind. Insbesondere
Kameras fanden die Kinder hoch spannend, an Fotos machen war kaum zu
denken, denn dann waren sie gleich zur Stelle und jeder versuchte
möglichst formatfüllend auf das Bild zu kommen.“
(Nico)
Krishna
Abends ging es dann zu
einen Tempelfest von Krishna, einer hinduistischen Gottheit. Hier
wurde uns erstmals richtig bewusst, wie es ist, wenn man der „fremde
Gast“ ist.
Mit der Begründung,
dass es 3 Eingänge für verschiedenen Personen gebe wurden wir an
der ewig langen Schlange vorbeigelotst und von einem indischen
Professor empfangen, welcher uns dann schließlich über einen
Sondereingang in den Tempel bugsierte. Anschließend nahm uns ein
spiritueller Führer in einem lachsfarbenen Gewand freundlich in
Empfang und lud uns zu einem heiligen Essen, im Zelt nebenan ein.
Auch hier wurden die „weit gereisten Gäste“, mit dieser
Begründung, bevorzugt bedient und wir bekamen ein leckeres
Reisgericht.
In unserer Gruppe
hatten wir nun einen gewissen Diskussionsbedarf, ob und inwiefern es
vertretbar ist eine solche „Bevorzugung“ zu akzeptieren.
Wir werden wohl in
Zukunft noch öfters vor dieser Frage stehen.
Insgesamt war dieser
Tag ein ausgesprochen lehrreicher Tag mit vielen neuen, bislang
unbekannten Eindrücken. Es ist bei uns ein erstes Mal ein Bild über
die verschiedenen Privilegien und Bürden, die uns in Zukunft
bevorstehen, entstanden.