The 6th batch of KKS Voluneers 2013/2014 |
„Wie
war es in Indien?“ „Und wieder gut eingelebt?“ „Wie war das
Zurückkommen?“ „Was hat dir am besten Gefallen?“ „Was war
die größte Umstellung in Indien/in Deutschland?“
Diese
Fragen bekommt bekam ich in letzter Zeit sehr oft gestellt. Nur was
antwortet man darauf? Spontan sagte ich einfach „gut“ und
„keine Probleme beim wieder zurückkommen“. Häufig ist
dann das Gespräch schon wieder einen Schritt weiter. Manchmal auch
nicht und es kommen Fragen wie „Wie war es mit den Kindern im
Kinderheim?“, „Was war dein beeindruckendstes Erlebnis?“,
„Wie hast du dich mit den Menschen verstanden?“. Aber auch
diese Fragen werden den Erfahrungen nicht gerecht. Es fällt mir sehr
schwer in einem kurzen Gespräch dieses beeindruckende Land und
meinen Freiwilligendienst zusammenzufassen.
Aber
nicht nur mit dieser Hürden bin ich in den ersten Wochen
konfrontiert worden.
Als
wir nach Indien gefahren sind, wurden wir gut vorbereitet. Wir hatten
zwei Wochen Seminar hinter uns und viele Erzählungen von Rückkehrern
aus dem letzten Jahr waren uns präsent. Keiner hatte so richtig eine
Vorstellung was kommt aber irgendwie war man optimistisch.
Jetzt
bei der Rückkehr nach Deutschland, hatte uns niemand auf Deutschland
vorbereitet. Aber im Vergleich zum Abflug dachte jeder, dass er weiß
wie Deutschland ist. Schließlich ist es ja vertraut!
Und
dennoch gibt es Seiten von Deutschland, die erstmal entdeckt werden
müssen.
Beim
Blick durch die Regale im Supermarkt fängt man an zu Zweifeln und es
drängt sich unweigerlich die Frage auf: „Wer braucht das
alles?“
Beim
Blick aus dem Zugfenster staunt man wie sauber und geordnet alles
zugeht und die StVO funktioniert.
Beim
Gang durch den Haushalt wird einem der Komfort von einem Duschkopf
mit fließendem, warmen Trinkwasser bewusst.
Beim
Gang durch die Stadt fällt einem auf, dass es eine Fußgängerzone
gibt, in der keine Autos fahren dürfen oder aber Bürgersteige.
Beim
gemütlichen Abendbrot im Haus ist es selbstverständlich, dass die
Lampe durchgehend leuchtet.
Es
sind ganz alltägliche Dinge. Früher eine Selbstverständlichkeit.
Aber jetzt? Die Dinge sind die gleichen geblieben, aber die Art und
weise wie man darüber denkt ist anders. Bei vielen Dinge frage ich
mich, wie notwendig sie tatsächlich sind.
Eigentlich
müsste jeder Bürger in Deutschland glücklich sein. Glücklich
darüber, dass er hier in diesem sicheren, ruhigen, sauberen,
entwickelten Land Deutschland leben kann. All die Dinge des täglichen
Lebens sind für uns selbstverständlich. Aber ist es nicht zu
einfach von allem als selbstverständlich auszugehen?
Ich
habe den Alltag in Deutschland neu schätzen gelernt und vieles aus
anderen Blickwinkeln betrachtet. Man kann Veränderung nicht messen.
Es ist häufig schwer eine Veränderung zu bemerken und doch ist sie
da. Andere Gedanken, Hinterfragen von Alltagssituationen und im
Hinterkopf die Erlebnisse aus dem Projekt. Anfangs habe ich gedacht:
Schade, dass Indien so schnell wieder aus dem Bewusstsein
verschwindet. Schade, dass man sich so schnell wieder in Deutschland
in den alten Trott einfindet. Aber nachdem die ersten Wochen vorbei
sind merkt man, dass es doch nicht so schnell ging. Klar, Indien ist
weit weg. Aber die Erlebnisse und Erfahrungen sind immer noch präsent
und werden so schnell nicht vergehen. Auch wenn Deutschland meine
Heimat ist , so werde ich immer im Hinterkopf behalten, dass ich auch
Indien mein Zuhause ist!
Vergangene
Woche fand unser Abschluss Seminar in Zwingenberg statt. Anschließend
haben wir eine erste Aufführung über Indien gehalten, ein erster
Beitrag zur Rückkehrerarbeit.
Meine
Projektzeit ist vorbei. Die Arbeit und der Alltag in Indien endgültig
abgeschlossen. Mein Weltwärtsfreiwilligendienst beendet.
Aber
natürlich war auch das nur der Anfang. Als ehemaliger
Weltwärtsfreiwilliger geht es jetzt in die Rückkehrerarbeit. Die
Möglichkeiten der Arbeit sind vielfältig. Ich bin gespannt in
welche Richtung die nächsten Etappen gehen werden!
Es
war eine schöne Zeit in Indien, mit Worten nicht zu beschreiben. Ich
habe viele neue Menschen kennengelernt und viele tolle Erfahrungen
gesammelt. Meiner Meinung nach ist Weltwärts sinnvoll, vorausgesetzt
man ist sich der Verantwortung bewusst ist, die man auch in
Deutschland noch trägt.
Lied
auf der Rückkehrerveranstaltung in Zwingenberg, 23.05.2014
(Nico)
An
dieser Stelle schließen wir unseren Blog alle Texte werden
selbstverständlich auch weiterhin hier zu finden sein!
An
alle Interessenten: Wir befinden uns in der Planung eines
Newsletters/einer Zeitung über Indien. Sollte weiteres Interesse an
Indien, Weltwärts, Indischem Leben, etc. bestehen. Schicken Sie
bitte einen kurzen Vermerkt an n.bosbach[at]prachodana[punkt]org
dann werden wir Sie auf dem laufenden halten!
Lieber Nicolas,
AntwortenLöschenich empfinde es als großes Glück, dass ich dir in meinem Leben begegnet bin.
Dein Klaus
Lieber Nicolas,
AntwortenLöschennach einem langen Tripp nach Südamerika bin ich mal in einem 12h-Flug zurückgekehrt. Körperlich. Der Rest von mir ist dageblieben. Für eine wirklich lange Zeit. Ein Teil von mir ist nie wieder nach hause gekommen. Seither verbinde ich den Satz "zwischen den Welten zu leben" mit einem ganz bestimmten Gefühl. Eine Mischung aus Sehnsucht und Fernweh, durchaus auch Trennungsschmerz von Land und Leuten, vor allem aber Lebensart und dem eigenen "Anderssein", das (obwohl in der eigenen Person vereint) nur an anderer Stelle existiert. Zu diesem Gefühl gehört aber auch ganz viel Identität und eine gehörige Portion Offenheit und - ja - so etwas wie Demut im Positiven gemeint. Demut und Respekt vor dem Anderssein, dem Andersdenken. Und ich verbinde mit diesem Gefühl natürlich auch ein Stück meiner eigenen Familiengeschichte, das weißt Du ja. Kurzum: Es wird Dich nie verlassen. Heb es auf, dieses Gefühl, Du wirst es bei Dir tragen - für immer. Und vielleicht ist es ein Teil von Dir, der Dich für immer verändert hat. Nicht gravierend oder schlimm, sondern hintergründig, fein, sensibel und leise. Wenn Du Deine Erfahrungen für Dich lange Zeit aufhebst, dann wird etwas Großes daraus: Deine ganz eigene Art zu denken, zu fühlen und zu bewerten, was um Dich geschieht. Das ist das großartige Geschenk Deiner ganz eigenen Erinnerung.
Liebe Grüße,
Jens
Lieber Nicolas,
AntwortenLöschenjeden Tag ein wenig Dankbarkeit für unser wunderbares Leben ist die beste Vorausetzung für Glück zu empfinden. Ich bin unendlich dankbar für das Leben mit dir und dass du diesen mutigen Schritt aus der Komfortzone gewagt hast! Du hast dies in dem Bewusstsein getan und selbst aktiv gestaltet, dass du als Mensch immer Verantwortung für die Konsequenzen deines Handelns hast. Viele Menschen haben dir in der Zeit sehr viel geschenkt bis hin zu der Bewusstheit, dass es erstrebenswert sein kann bewertungsfreier zu handeln. Werte wie Respekt und Wertschätzung dem Anderssein gegenüber gepaart mit kritischer Reflexion des eigenen Handelns werden dir ermöglichen die Vielfalt unterschiedlicher Lebenskonzepte zu bestaunen aber auch begeistert und optimistisch deine eigene Wahrheit für dein Leben zu konstruieren. Ich bin sicher, wenn du dein Denken, deine Fähigkeiten und weiterhin deinen ständig wachsenden Erfahrungschatz voll nutzt, mit vielen anderen Menschen kommunizierst - wie du es ja jetzt schon machst-, wirst du etwas be-wirken und so deine Träume und Ziele in die Tat umsetzen. Das wünsche ich dir!
Danke, dass ich diese Erfahrungen mit dir machen durfte.
Renate