Montag, 26. Mai 2014

Wieder zurück in Deutschland

The 6th batch of KKS Voluneers 2013/2014

Wie war es in Indien?“ „Und wieder gut eingelebt?“ „Wie war das Zurückkommen?“ „Was hat dir am besten Gefallen?“ „Was war die größte Umstellung in Indien/in Deutschland?“
Diese Fragen bekommt bekam ich in letzter Zeit sehr oft gestellt. Nur was antwortet man darauf? Spontan sagte ich einfach „gut“ und „keine Probleme beim wieder zurückkommen“. Häufig ist dann das Gespräch schon wieder einen Schritt weiter. Manchmal auch nicht und es kommen Fragen wie „Wie war es mit den Kindern im Kinderheim?“, „Was war dein beeindruckendstes Erlebnis?“, „Wie hast du dich mit den Menschen verstanden?“. Aber auch diese Fragen werden den Erfahrungen nicht gerecht. Es fällt mir sehr schwer in einem kurzen Gespräch dieses beeindruckende Land und meinen Freiwilligendienst zusammenzufassen.


Aber nicht nur mit dieser Hürden bin ich in den ersten Wochen konfrontiert worden.
Als wir nach Indien gefahren sind, wurden wir gut vorbereitet. Wir hatten zwei Wochen Seminar hinter uns und viele Erzählungen von Rückkehrern aus dem letzten Jahr waren uns präsent. Keiner hatte so richtig eine Vorstellung was kommt aber irgendwie war man optimistisch.
Jetzt bei der Rückkehr nach Deutschland, hatte uns niemand auf Deutschland vorbereitet. Aber im Vergleich zum Abflug dachte jeder, dass er weiß wie Deutschland ist. Schließlich ist es ja vertraut!
Und dennoch gibt es Seiten von Deutschland, die erstmal entdeckt werden müssen.
Beim Blick durch die Regale im Supermarkt fängt man an zu Zweifeln und es drängt sich unweigerlich die Frage auf: „Wer braucht das alles?
Beim Blick aus dem Zugfenster staunt man wie sauber und geordnet alles zugeht und die StVO funktioniert.
Beim Gang durch den Haushalt wird einem der Komfort von einem Duschkopf mit fließendem, warmen Trinkwasser bewusst.
Beim Gang durch die Stadt fällt einem auf, dass es eine Fußgängerzone gibt, in der keine Autos fahren dürfen oder aber Bürgersteige.
Beim gemütlichen Abendbrot im Haus ist es selbstverständlich, dass die Lampe durchgehend leuchtet.
Es sind ganz alltägliche Dinge. Früher eine Selbstverständlichkeit. Aber jetzt? Die Dinge sind die gleichen geblieben, aber die Art und weise wie man darüber denkt ist anders. Bei vielen Dinge frage ich mich, wie notwendig sie tatsächlich sind.
Eigentlich müsste jeder Bürger in Deutschland glücklich sein. Glücklich darüber, dass er hier in diesem sicheren, ruhigen, sauberen, entwickelten Land Deutschland leben kann. All die Dinge des täglichen Lebens sind für uns selbstverständlich. Aber ist es nicht zu einfach von allem als selbstverständlich auszugehen?

Ich habe den Alltag in Deutschland neu schätzen gelernt und vieles aus anderen Blickwinkeln betrachtet. Man kann Veränderung nicht messen. Es ist häufig schwer eine Veränderung zu bemerken und doch ist sie da. Andere Gedanken, Hinterfragen von Alltagssituationen und im Hinterkopf die Erlebnisse aus dem Projekt. Anfangs habe ich gedacht: Schade, dass Indien so schnell wieder aus dem Bewusstsein verschwindet. Schade, dass man sich so schnell wieder in Deutschland in den alten Trott einfindet. Aber nachdem die ersten Wochen vorbei sind merkt man, dass es doch nicht so schnell ging. Klar, Indien ist weit weg. Aber die Erlebnisse und Erfahrungen sind immer noch präsent und werden so schnell nicht vergehen. Auch wenn Deutschland meine Heimat ist , so werde ich immer im Hinterkopf behalten, dass ich auch Indien mein Zuhause ist!

Vergangene Woche fand unser Abschluss Seminar in Zwingenberg statt. Anschließend haben wir eine erste Aufführung über Indien gehalten, ein erster Beitrag zur Rückkehrerarbeit.
Meine Projektzeit ist vorbei. Die Arbeit und der Alltag in Indien endgültig abgeschlossen. Mein Weltwärtsfreiwilligendienst beendet.

Aber natürlich war auch das nur der Anfang. Als ehemaliger Weltwärtsfreiwilliger geht es jetzt in die Rückkehrerarbeit. Die Möglichkeiten der Arbeit sind vielfältig. Ich bin gespannt in welche Richtung die nächsten Etappen gehen werden!
Es war eine schöne Zeit in Indien, mit Worten nicht zu beschreiben. Ich habe viele neue Menschen kennengelernt und viele tolle Erfahrungen gesammelt. Meiner Meinung nach ist Weltwärts sinnvoll, vorausgesetzt man ist sich der Verantwortung bewusst ist, die man auch in Deutschland noch trägt.


Auch wenn das eine Auge lacht und das andere Auge weint, es war ne wirklich schöne Zeit!
Lied auf der Rückkehrerveranstaltung in Zwingenberg, 23.05.2014


(Nico)














An dieser Stelle schließen wir unseren Blog alle Texte werden selbstverständlich auch weiterhin hier zu finden sein!
An alle Interessenten: Wir befinden uns in der Planung eines Newsletters/einer Zeitung über Indien. Sollte weiteres Interesse an Indien, Weltwärts, Indischem Leben, etc. bestehen. Schicken Sie bitte einen kurzen Vermerkt an n.bosbach[at]prachodana[punkt]org dann werden wir Sie auf dem laufenden halten!

3 Kommentare:

  1. Lieber Nicolas,

    ich empfinde es als großes Glück, dass ich dir in meinem Leben begegnet bin.

    Dein Klaus

    AntwortenLöschen
  2. Lieber Nicolas,

    nach einem langen Tripp nach Südamerika bin ich mal in einem 12h-Flug zurückgekehrt. Körperlich. Der Rest von mir ist dageblieben. Für eine wirklich lange Zeit. Ein Teil von mir ist nie wieder nach hause gekommen. Seither verbinde ich den Satz "zwischen den Welten zu leben" mit einem ganz bestimmten Gefühl. Eine Mischung aus Sehnsucht und Fernweh, durchaus auch Trennungsschmerz von Land und Leuten, vor allem aber Lebensart und dem eigenen "Anderssein", das (obwohl in der eigenen Person vereint) nur an anderer Stelle existiert. Zu diesem Gefühl gehört aber auch ganz viel Identität und eine gehörige Portion Offenheit und - ja - so etwas wie Demut im Positiven gemeint. Demut und Respekt vor dem Anderssein, dem Andersdenken. Und ich verbinde mit diesem Gefühl natürlich auch ein Stück meiner eigenen Familiengeschichte, das weißt Du ja. Kurzum: Es wird Dich nie verlassen. Heb es auf, dieses Gefühl, Du wirst es bei Dir tragen - für immer. Und vielleicht ist es ein Teil von Dir, der Dich für immer verändert hat. Nicht gravierend oder schlimm, sondern hintergründig, fein, sensibel und leise. Wenn Du Deine Erfahrungen für Dich lange Zeit aufhebst, dann wird etwas Großes daraus: Deine ganz eigene Art zu denken, zu fühlen und zu bewerten, was um Dich geschieht. Das ist das großartige Geschenk Deiner ganz eigenen Erinnerung.

    Liebe Grüße,

    Jens

    AntwortenLöschen
  3. Lieber Nicolas,
    jeden Tag ein wenig Dankbarkeit für unser wunderbares Leben ist die beste Vorausetzung für Glück zu empfinden. Ich bin unendlich dankbar für das Leben mit dir und dass du diesen mutigen Schritt aus der Komfortzone gewagt hast! Du hast dies in dem Bewusstsein getan und selbst aktiv gestaltet, dass du als Mensch immer Verantwortung für die Konsequenzen deines Handelns hast. Viele Menschen haben dir in der Zeit sehr viel geschenkt bis hin zu der Bewusstheit, dass es erstrebenswert sein kann bewertungsfreier zu handeln. Werte wie Respekt und Wertschätzung dem Anderssein gegenüber gepaart mit kritischer Reflexion des eigenen Handelns werden dir ermöglichen die Vielfalt unterschiedlicher Lebenskonzepte zu bestaunen aber auch begeistert und optimistisch deine eigene Wahrheit für dein Leben zu konstruieren. Ich bin sicher, wenn du dein Denken, deine Fähigkeiten und weiterhin deinen ständig wachsenden Erfahrungschatz voll nutzt, mit vielen anderen Menschen kommunizierst - wie du es ja jetzt schon machst-, wirst du etwas be-wirken und so deine Träume und Ziele in die Tat umsetzen. Das wünsche ich dir!
    Danke, dass ich diese Erfahrungen mit dir machen durfte.
    Renate

    AntwortenLöschen