Montag, 26. Mai 2014

Wieder zurück in Deutschland

The 6th batch of KKS Voluneers 2013/2014

Wie war es in Indien?“ „Und wieder gut eingelebt?“ „Wie war das Zurückkommen?“ „Was hat dir am besten Gefallen?“ „Was war die größte Umstellung in Indien/in Deutschland?“
Diese Fragen bekommt bekam ich in letzter Zeit sehr oft gestellt. Nur was antwortet man darauf? Spontan sagte ich einfach „gut“ und „keine Probleme beim wieder zurückkommen“. Häufig ist dann das Gespräch schon wieder einen Schritt weiter. Manchmal auch nicht und es kommen Fragen wie „Wie war es mit den Kindern im Kinderheim?“, „Was war dein beeindruckendstes Erlebnis?“, „Wie hast du dich mit den Menschen verstanden?“. Aber auch diese Fragen werden den Erfahrungen nicht gerecht. Es fällt mir sehr schwer in einem kurzen Gespräch dieses beeindruckende Land und meinen Freiwilligendienst zusammenzufassen.

Dienstag, 15. April 2014

Was werde ich aus den Erfahrungen machen?

Wer reisen will, muss zunächst Liebe zu Land und Leute mitbringen, zumindest keine Voreingenommenheit. Er muss guten Willen haben, das Gute zu finden, anstatt es durch Vergleiche tot zu machen.
- Theodor Fontane
16.04.2014 aus dem Prachodana Jeep
Vor gut acht Monaten saßen wir schon mal mit unserem Direktor und unserem Fahrer im Jeep, damals ging es nach Hassan. Heute geht die Fahrt nach Bangalore, geschätzte Reisezeit 4:30. Anschließend neun Stunden Flug, ein Katzensprung. Schließlich haben wir schon sehr viele Stunden in indischen Bussen und Zügen verbracht. Diesmal allerdings scheint nur die Zeit kurz. Dafür sind die Unterschiede umso größer. Obwohl es in eine eigentlich vertraute Welt geht, sind jetzt, wie auch im August, einige Dinge ungewiss. Deutschland, Europa, alle die Dinge, die gedanklich damit verbunden sind scheinen in so weiter Ferne zu liegen. Es ist schwer vorstellbar wieder in die „andere“ Welt zu kommen. 
Unsere Kinder fahren schonmal vor nach Bangalore

Nicht verdrängen und vergessen


Ich spüle meinen Blechteller. Es gab Reis mit Sambar, wie jeden Mittag. Aber diesmal war es etwas Besonderes. Es war das letzte Mal. Morgen Abend sitze ich im Flugzeug und blicke auf ein Land, das für 8 Monate meine Heimat war. Der Chai beim Moslem am Kreisel, die Obsthändlerin, die für uns abrundet, der Conductor im Bus, der uns freundlich zuwinkt, die Kühe auf der Straße, das Treiben auf dem Markt in Hassan, all das wird mir fehlen. Ab übermorgen werde ich nicht mehr ständig gefragt, ob ich schon gegessen habe und in ein strahlendes Gesicht blicken, wenn ich mit „uta aytu“ antworte. Die Offenheit und Gastfreundschaft der Menschen hier, sie hat mich beeindruckt. Während meiner 8 Monate schlug mir nicht ein einziges Mal Fremdenhass entgegen. Im Gegenteil, man hat uns überall mit offenen Armen empfangen. Ich werde es vermissen, mich mit meinem Gegenüber im Zug, Bus oder beim Einkaufen über alles Mögliche zu unterhalten, von der richtigen Zubereitung von Biryani über die deutsche Geschichte bis hin zu den aktuellen Problemen Indiens. Vor allem aber werde ich den Alltag in der Brückenschule vermissen. Das Herumalbern mit den Kindern und den Brückenschullehrern, den Playground, ja selbst den täglichen Reis. Dieses Land mit all seinen Gegensätzen und Besonderheiten, es wird mir fehlen. Der Satz von Herman Hesse, er ist wahr: „Wer einmal nicht nur mit den Augen, sondern mit der Seele in Indien gewesen ist, dem bleibt es ein Heimwehland.“ In den vergangen 8 Monaten ist Indien eine zweite Heimat für mich geworden und es wird immer ein Teil von mir bleiben.
Doch was mache ich aus all den Erfahrungen, die ich hier gemacht habe? 8 Monate lang habe ich mit Kindern zusammengelebt, deren Familien zu arm waren, um ihre Schulbildung zu finanzieren. Kinder, die teilweise kein festes Dach über dem Kopf hatten, sondern auf der Straße gelebt haben. Und obwohl unsere Lebensgeschichten so unterschiedlich sind, habe ich eine sehr starke Bindung zu ihnen aufgebaut. Wenn ich auf dem Playground mit den älteren Kindern Volleyball gespielt habe, dann hatte ich nicht das Gefühl Betreuer zu sein, sondern meine Mitspieler waren Freunde. Und nun kehre ich zurück in mein altes Leben. In ein Haus, das fast so groß ist wie die ganze Brückenschule. Wo nicht 30 sondern 3 Leute leben. Ein Kleiderschrank erwartet mich, der genügend Klamotten für 5 Kinder hat. Ist das fair? Warum stehen mir alle Möglichkeiten offen, während diese Kinder darum bangen müssen, überhaupt irgendeinen Abschluss zu bekommen? Wieso durfte ich wohlbehütet aufwachsen, während andere Kinder täglich für ihr Essen betteln müssen?  Diese Ungerechtigkeit war mir auch schon vor Indien bewusst. Ich kannte die Bilder von Armut aus dem Fernsehen. Ich wusste, dass man eigentlich etwas dagegen tun müsste. Doch es blieb beim „müsste“. Hier habe ich gesehen, wie viel man mit wenig Geld erreichen kann. Gerade einmal 25€ kostet der Unterhalt für ein Kind in Prachodana pro Monat. Das ist weniger als ein 1€ pro Tag, der einem Kind ermöglicht zur Schule zu gehen, eine Perspektive gibt und erlaubt „Kind sein“ zu dürfen. Doch was mache ich mit diesem Wissen? Auf einen Euro am Tag kann man leicht verzichten, aber auf Indiens Straßen leben viele Kinder. Wie viel kann, will, muss ich von dem, was ich habe abgeben? Reicht bloßes Spenden überhaupt oder sollte ich nicht viel lieber mein Leben und Beruf darauf ausrichten, anderen zu helfen? Viele Fragen, auf die ich keine passende Antwort habe. Ich weiß nur, ich darf die Erfahrungen hier nicht verdrängen. Ich darf nicht die Verantwortung weiter von mir weisen und die Probleme ignorieren, weil sie wieder nur im Fernsehen zu sehen sind.      

(Robin)

Mittwoch, 9. April 2014

Über 100 Stunden auf Indiens Straßen und Schienen



Wir liegen im Zug, die erste von 8 Nachtfahrten hat begonnen. Wir wollen früh schlafen, aber Indian Railways lässt uns nicht denn erst muss gegessen werden. Wir werden alle 20 Minuten von den Mitarbeitern mit dem nächsten Gang geweckt.
Mit dem Tee um sechs Uhr morgens kommen wir in Hyderabad an.

Donnerstag, 6. März 2014

Ein erster Abschied




Morgen geht es auf Rundreise, viele Nächte im Zug, viele Stunden im Bus und hunderte Kilometer liegen vor uns. Auf unsere Route liegen: Hyderabad, Varanasi, Agra, Schimla, Jaipur, Jodhpur, Jaisalmer, Udaipur und Mumbai.

Zunächst jedoch heißt es Abschied nehmen. Denn wenn wir zurück kommen, werden einige Kinder schon zu ihren Familien gefahren sein. Obwohl wir noch 1,5 Monate in Indien sind, müssen wir unsere Abschiedsfeier jetzt schon feiern.
Für diesen Anlass haben wir uns etwas ganz besonderes ausgedacht. Wir veranstalten eine Rally.

Samstag, 1. März 2014

Sir, this Germany?

Berlin Brandenburger Tor Mai 2013

Voller Begeisterung guckt Mohan*, einer unserer Abschlussschüler, auf den Smartphonebildschirm.
Wir fragen ihn, ob er dieses Gebäude kennt. Zu unserer Verwunderung hat er keine Ahnung, was es mit dem Brandenburger Tor auf sich hat.
Schließlich sind wir der 4 Jahrgang deutscher Freiwillige in Prachodana und selbst die ältesten Kinder kennen das Brandenburger Tor nicht.
Das muss sich ändern!
Robin und Frau Merkel.

Nico und Herr Gauck

Für diesen Abend trommeln wir alle Kinder in der Traininghall zusammen. Deutschlandkunde ist angesagt. Mit einigen Fotos von uns und aus dem Internet nutzen wir die kommende Stunde und versuchen mit wenig Englisch viel über Deutschland zu vermitteln.
Zunächst einmal zeigen wir an einer Karte unsere Heimatstädte. Darauf folgen die Kanzlerin und unser Bundespräsident, sowie ein kurzer Exkurs in den Bundestag. Auf dem Programm stehen die Städte Berlin, und Hamburg, mit dem Vorzeigeprojekt Elbphilharmonie. Unsere Flughafenbilder stammen aber vorsichtshalber aus Frankfurt.
Es folgen einige allgemeine Infos über den Alltag in Deutschland. Ein Bahnhof, eine Fußgängerzone, mehrere Häuser, eine Wurstbude und als absolutes Highlight eine Bäckerei. „German bread“ stößt auf Gelächter. Immerhin konnten wir verdeutlichen, dass es in Deutschland mehr als nur den indischen Toast gibt.
Über die Bilder einer Anti-Atom-Demonstration von 2011 und einer Stippvisite im Tagebau mit anschließendem Kohlekraftwerksbesuch bei Vattenfall versuchen wir die Grundsteine der deutsche Energiewende zu vermitteln. Da bereits viele Politiker an diesem Thema gescheitert sind, ist auch unser Ergebnis bei den Kindern ungewiss. Immerhin können wir anhand einer Kohletablette demonstrieren, was wir mit „coal“ überhaupt meinen.

Mit einem etwas leichteren Thema wie einem Fußballstadion und einigen Frisbeebildern beschließen wir unsere Deutschlandstunde. Wir hoffen, dass das Brandenburger Tor nun bei keinem der Kinder mehr auf Überraschung stößt.

Unser Publikum

Samstag, 22. Februar 2014

Uta aita?



In anderen Ländern fragt man „Wie geht’s?“ Hier heißt es: „Hast du gegessen?
Schon in dieser Begrüßungsfloskel wird klar: Essen spielt in Indien eine zentrale Rolle.
Es gibt vier festgeschriebene Essenszeiten pro Tag. Man startet zunächst mit Chai zwischen 7 und 8 Uhr morgens. Anschließend wird etwa um 8:30 gefrühstückt.
Um 11 ist eine Teepause angesagt, manchmal gibt es dazu Kekse (bei Prachodana nur zu besonderen Meetings). Um 13:30 gibt es Mittagessen. Zwischen Vier und Fünf gibt es die sog. „Snacks“ damit verbunden ist in der Regel eine Teepause.
Zum Abschluss gibt es um 20:30 ein Abendbrot, eher ein Abendreis.

Dienstag, 4. Februar 2014

Childline 1098 - ausschließlich für das Wohl des Kindes?

Der Childline Jeep steht bereit!
Seit einem Jahr ist Prachodana für die Childline im Distrikt Hassan zuständig. Die Childline ist ein 24 Stunden Service für Kinder aus problematischen Situationen, die dringend Hilfe benötigen. Konkret heißt dies, dass jeder Anruf aus dem Hassan Distrikt auf 1098 in unserem Büro angenommen wird. Je nach Notwendigkeit, wird daraufhin sofort der Jeep losgeschickt. So rettet Prachodana Kinderarbeiter, Schulabbrecher, Müll sammelnde und bettelnde Kinder, Kinder, denen ein sexueller Missbrauch droht, aber auch besondere Fälle wie die Verheiratung von Minderjährigen ist ein Fall für die Childline. Nachdem die Kinder aus der problematischen Situation gerettet worden sind, werden sie dem Children Welfare Committee (CWC) vorgeführt. Das CWC ist ein Beratungsgremium, das in Absprache mit den Eltern über die Zukunft des Kindes entscheidet.

Dienstag, 21. Januar 2014

Tagesablauf in der Brückenschule



Nach fünf Monaten Prachodana wollen wir unseren gemeinsamen Tagesablauf von den Kindern und uns in der Brückenschule vorstellen.


6:30:    Zwei Kinder schleppen einen Eimer voller Essensreste zum Garten, es gibt Frühstück für die Kuh.
06:45: Unser Direktor melkt die Kuh, jeden Morgen und Abend gibt die Kuh 4 Liter Milch.
            Gleichzeitig gibt es eine Yoga-Stunde für die anderen Kinder.
07:00:  Alle Kinder versammeln sich in der Traininghall zum Morgengebet.
07:15:  Es wird geputzt, gelernt und bei der Frühstücksvorbereitung mitgeholfen.
08:30: Zum Frühstück gibt es meistens Reis mit würzig-scharfer Beilage oder Soße.
09:00: Die Kinder bereiten sich auf die Schule vor: Haare kämmen und mit Kokosnussöl stylen, Affenschaukeln flechten, Schuluniformen anziehen, Krawatten binden und Ranzen packen.
09:30: Die Kinder gehen zur Schule.

Von nun an haben wir etwas Zeit für Büroarbeit. Wir planen unseren Unterricht für den Abend, schreiben Texte für die Website von Prachodana, erledigen kleinere Fotografien für unseren Direktor, überarbeiten Berichte für die NGO und überlegen uns die nächsten Aktivitäten für die Kinder.

Ab 16:15: Die Kinder kommen zurück, jetzt ist Freizeit angesagt Volleyball, Kricket oder im Kinderheim
     rumturnen.
17:45: Es gibt eine Kleinigkeit zu Essen und eine Kelle Milch, von  unserer Kuh Gauri.
18:00: Zeit für das Abendgebet in der Traininghall
18:15: Jetzt heißt es Lernen: Hausaufgaben werden gemacht und die Kinder bekommen Unterricht von den Lehrern und uns.
20:30: Zeit zum Abendessen
21:00: Die „High School“ Schüler bekommen weiterhin Unterricht.
            Die Grundschulkinder gehen jetzt schlafen.
22:00: Das Kinderheim schläft!

Wir haben  vor geraumer Zeit in Video über den Tagesablauf der Kinder in Prachodana erstellt. Hier
 geht es zum Tagesablauf von Mohan Raja und Yamuna, eine Verlinkung zur Website von Prachodana: unser Tag in Prachodana .

(letztes Update 26.05.2014)