Montag, 25. November 2013

Großprojekt: Laternen



Am 11. November feiert man in Deutschland St. Martin. Wir sind aber in Indien, dennoch möchten wir das Fest gerne feiern. Wir stellen uns also der Herausforderung mit 35 Kindern Laternen zu basteln.

 Seit dem 25. Oktober kleistern wir Laternen.
Ballons haben wir aus Deutschland mitgebracht, Transparentpapier gilt es zu finden. Der Shop unseres Vertrauens erweist sich als verlässlich. Einziges Problem, das Papier ist hauchdünn und würde keine Kerze halten. Wir steigen auf Zeitungspapier um.
Wir öffnen unseren Kleister, er ist feucht geworden.
Robin: „Hält das?“
Nico: „Es muss!!!“
Da wir nach 2 Monaten Kinderheim bereits Erfahrung mit Großgruppen haben, fangen wir erstmal klein an. Wir suchen uns 8 Grundschüler heraus.
Das Ergebnis ist ausbaufähig: Zwei Stunden kleistern, 2 Laternen kaputt und 100 000 Schnipsel auf dem Boden. Wir hängen die verbleibenden Laternen, in ein Zimmer und ziehen uns erschlagen zurück. Am nächsten Tag fehlt eine weitere Laterne.
Wir denken um: Die nächsten Gruppen werden kleiner, die Laternen hängen wir gut sichtbar nach draußen zum Trocknen.


Kleistern muss geübt sein.
Am 7. November sind wir tatsächlich fertig, allerdings nur mit dem Kleistern.
Der nächste Schritt ist Ausschneiden und Transparentpapier einkleben.
Robin probiert sein Glück mit den ältesten Schülern im Ausschneiden. Er kalkuliert eine halbe Stunde. Nach 1,5 Stunden ist er fertig. Mit der Welt und den Laternen. Die Bilanz: So richtig begriffen hat keiner, was er ausschneiden soll. Also malen wir ab sofort die Löcher vor. Nur die Erfahrung lehrt, wie so oft in Indien. Von nun an klappt das Ausschneiden sehr gut!
Um weitere Verluste zu vermeiden, lagern wir die Laternen in unserem Zimmer. Vorerst unter dem Bett. Wir teilen unseren Raum für die nächsten 2 Wochen mit 30 Laternen. Unser bevorzugter Satz, wenn wir das Zimmer betreten: „Oh Gott, Laternen! Wir müssen unbedingt St. Martin feiern!“

Unsere Mitbewohner...
Wir wissen, dass es im Big Bazzar(dem westlichen Supermarkt in Hassan) Teelichter gibt, das letzte Utensil. Fassungslos stehen wir vor einem Regal voller Räucherkerzen. Hier waren doch mal Teelichter?!?
Verzweifelt fragen wir nach: „Do you have candle, small roundshape?“
Man vertröstet uns auf die nächste Woche, da sind wir allerdings auf unserem Zwischenseminar. St. Martin wird also verschoben.

Am 18 sind wir wieder im Rennen, wir planen unseren Umzug für den 22. Im Laufe der Woche kleben wir die letzten Laternen fertig. Jetzt fehlen nur noch die Teelichter und die lassen uns im Stich. Erneut stehen wir vor einem leeren Regal. Das heißt wieder mal improvisieren. Statt Teelichtern sind wir gezwungen ganz gewöhnliche Kerzen zu kaufen.
Abends sitzen wir vor unserem Schreibtisch, vor uns türmen sich die Laternen auf. Wir gucken uns an: „und jetzt?“
Problem Nummer eins: „Die Kerzen sind zu lang für die kleinen Laternen“
Problem Nummer zwei: „Wie bekommen wir die Kerzen fest?“
Die Antworten sind: „Schneiden und mit Wachs“

Nur noch 25....


Freitagabend wollen wir Laterne laufen, doch irgendwie rennt alles kopflos und aufgeregt durch Prachodana. Morgen machen wir einen Ausflug nach Madikere. Es soll um vier Uhr losgehen und wir sollen spät abends wiederkommen. St. Martin weicht der Vorfreude auf die Tour.

Ich geh mit meiner Laterne
Auf den Tag genau einen Monat haben wir für die Vorbereitung gebraucht. Zwischenzeitlich haben uns Case Studies, ein Seminar, ein Ausflug, Arbeit auf dem Feld und vieles mehr zeitlich immer weiter in Verzug gebracht. Heute geht es endlich los.
An zwei Langen Stangen tragen wir die Laternen nach unten. Die Kinder gucken uns erwartungsvoll an. Alle sind gespannt, was jetzt passiert.
Wir verteilen die Laternen, als unser Direktor das Zepter in die Hand nimmt. Seine erste Bemerkung: „But there is no light inside, no?“
Nachdem er die Kerze entdeckt hat, zeigt er Robin, wie er am besten die Kerzen anzündet. Wir freuen uns, dass er so tatkräftig mithilft.
Voll gespannter Erwartung auf den Umzug.
Mit den Laternen ausgestattet ziehen wir Richtung Kuhstall aus. Robin spielt Trompete, die Kinder geben ihr bestes beim Singen, Nico rennt mit der Kamera auf und ab. St. Martin, das einzig gelernte Lied, dürfen sich die Nachbarn gefühlte hundert Mal anhören.
Vor dem Kuhstall endet unsere Tour, wir erzählen die St. Martins Geschichte, unser Co-Mentor übersetzt.

StMartin2013 from Nibo.

Auch wenn nicht alles glatt gelaufen ist, die Begeisterung der Kinder für unseren Umzug entschädigt für den Aufwand allemal!

2 Kommentare: